Centrale Thermique („Terres Rouges”, Esch-sur-Alzette)

Pascal Dihé

Serie

Arbeiten in dieser Serie


Themen

  • Arbeit und Produktion
  • Architektur und Urbanistik


Tags

  • Annahmen 2021
  • Aufnahmen ab 2010
  • Aufnahmen 1990-2009
  • Monochrom
  • Freie Arbeit


Statement

Über zwei Jahre und somit ebenso lange wie ihr Bau dauerte der Abriss der Centrale Thermique, einem der letzten Überreste des ehemaligen Hütten-, Stahl- und Walzwerks „Terres Rouges“ im Herzen der gleichnamigen Region im Süden Luxemburgs. Die Centrale Thermique war ein 40 Meter hoher Koloss am Stadtrand von Esch-sur-Alzette, der das Stadtbild seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1953 bis zu seinem Abriss im Frühjahr 2017 entscheidend mitprägte. In drei Dampfkesseln und mittels dreier 20-Megawatt Turbinen wurden hier die Gichtgase der Hochöfen in elektrische Energie umgewandelt.

„Terres Rouges” verdankt seinen Namen dem leuchtend roten Eisenerz, der Minette, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in dieser Region zunächst im Tagebau und später in Bergwerken abgebaut wurde. Die Entdeckung und Nutzbarmachung dieses größten Eisenerzvorkommens Europas und der damit verbundene Aufschwung der Montan- und Stahlindustrie haben über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Großregion beigetragen. Mit dem Beginn der Stahlkrise in den 1970er Jahren wurde der Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie eingeläutet und in den 1990er Jahren begannen die Hochöfen in der gesamten Region zu schließen.

Die Centrale Thermique wurde am 29. August 1997, einen Tag nach der Stilllegung des letzten noch aktiven Hochofens im benachbarten Belval geschlossen. Während die beiden Hochöfen von Belval seit 2000 als nationales Kulturdenkmal geschützt sind, regierte in der Centrale Thermique der Verfall. Lange Zeit wurde erfolglos nach einem neuen Verwendungszweck für dieses eindrucksvolle Relikt des Industriezeitalters gesucht, bis schließlich im Frühjahr 2015 die aufwändigen Abrissarbeiten begannen. Geschätzt 500 Tonnen Asbest, die zum Großteil in den drei je 22 Meter hohen Gasöfen verbaut waren, mussten fachgerecht entsorgt werden. 8000 Tonnen Metallschrott aus der von der Firma Paul Wurth erstellten Stahlkonstruktion wurden wieder in den Elektrostahlwerken von Belval und Differdange eingeschmolzen. Heute erinnern nur noch die Eisenerzsilos auf dem Gelände an das riesige Eisenwerk von „Terres Rouges”.

 

Entstehungszeitraum der Serie: 2008-2012